Auch wenn man es nicht denken würde, Dublin hat eine lange Tradition in Sachen moderne und wegweisende Architektur. In den alten Tagen galt es gar als eine der Perlen in Sachen Städtebau. So global würde man das sicher nicht mehr unterschrieben wollen, aber für einen futuristischen Neubau ist Dublin immer noch gut. In dieser wundervollen Tradition fügte sich in jüngerer Vergangenheit neben der Samuel Beckett Brücke und dem Aviva Stadion vor allem auch das Convention Centre in den Docklands ein.
Dieses nagelneue Versammlungshaus besticht vor allem durch sein wegweisendes Design. Es ist ein echter Hingucker. Im Prinzip ist es auch fertig und soll in 2 Monaten eröffnet werden. Es gibt sogar schon Buchungen für die Räumlichkeiten. Man könnte also sagen, es läuft wie ein Länderspiel. Wäre da nicht eine winzige Kleinigkeit.
Das Zentrum ist immerhin für bis zu 8000 Leute ausgelegt, da braucht es also auch eine leistungsfähige Abwasseranlage. Das wissen die Bauträger auch eigentlich, nur hatte das bisher keinerlei Konsequenzen. Das Convention Centre in den Docklands hat also keinen Anschluss an die Kanalisation.
Für die Dauer der Bauarbeiten hatte Dublin City Council den Betreibern eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Sie konnten die Abwässer also in die ganz reguläre Kanalisation ableiten. Ende des Monats läuft diese Ausnahmegenehmigung allerdings aus. Im regulären Betrieb des Centers würde das öffentliche Netz nämlich zusammenbrechen. Das wäre in etwa so, als wolle man die Bühnenshow von AC/DC mit einem Verlängerungskabel aus dem Wohnzimmer speisen.
Dass die temporäre Genehmigung dieser Tage ausläuft müsste eigentlich auch den Bauherren klar sein, allerdings wartet Dublin City Council immer noch vergeblich auf irgendwelches Feedback, wann man denn mit dem Bau der Abwasseranlage beginnen wolle. Die ersten Konferenzen sind für September geplant und auch gebucht. Der Bau Convention Centre in den Docklands ist seit April abgeschlossen. Da wundert man sich wohl zurecht.
Die Betreiber des Zentrums (Treasury Holdings) wehren sich aber nun und behaupten, dass sie ganz schlicht auf eine Genehmigung der Planungsbehörde warten. Diese wiederum verkündete, dass man den Antrag noch prüfe. Dann wundern wir uns nun aber alle ein wenig.
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Kanalisation der alten Schule?
Dass eine neue Pumpstation gebaut werden muss, die etwa 600 Liter Abwasser pro Sekunde schaufeln kann, ist seit spätestens 2002 bekannt. Entsprechend wurde Treasury Holdings bei der Erteilung der Baugenehmigung eine entsprechende Klausel in den Vertrag geschrieben. Und scheinbar war das das letzte Mal, dass jemand sich des Themas angenommen hat.
Für die rechtzeitige Fertigstellung sieht es nun also schlecht aus. Da fragt sich so jemand wie ich, ob die das wirklich vergessen haben oder ganz bewusst gespart. Ich würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn die Konferenzen im September trotzdem stattfinden. Das Convention Centre steht schließlich in den Docklands, also direkt am Fluss.
Und am Ende des Tages steht auch für Dublin City Council eine Menge Geld auf dem Spiel. Unwahrscheinlich, dass man darauf verzichtet, nur weil der ultramoderne Bau keinen funktionierenden Zugang zur Kläranlage hat. Sollte es so kommen werde ich allerdings eine Petition starten, die alle beteiligten Partei an dieser Posse, zum regelmäßigen Bad in der Liffey verpflichte und zwar flussabwärts vom Convention Centre. Da löst sich das Problem sicher ganz schnell.