Wir waren also auf Achill und da hat es uns gar gut gefallen. Schweren Herzens haben wir uns entschlossen, trotzdem weiter zu ziehen. Es soll schließlich eine Rundreise werden. Es geht von Achill aus in den Norden. Unser nächstes Ziel heißt Sligo
Sligo
Es gibt zwei Möglichkeiten, von Achill aus nach Sligo zu fahren. Wer sich für Pampa interessiert und gern über enge Hoppelpisten eiert, der hält sich an der N59 einfach links und fährt der Nase nach über Ballina. Die Strecke ist allerdings nicht ganz ohne und offen gestanden nicht ganz so schick, wie ich das gehofft hatte.
Nicht ganz so verwegen, dafür aber bequemer und schneller ist es, zurück in Richtung Castlebar zu fahren und dann von der N5 auf die N17 und danach die N4 abzubiegen. Ich weiß, es hört sich erstmal nicht schneller an, aber wenn ihr auf die Karte seht, werdet ihr schnell erkennen, dass die Strecke nicht nur deutlich schneller sondern auch deutlich kürzer ist.
Nach Sligo ist es dann nicht mehr weit und der Grund, warum wir dort hinwollen, erschließt sich einem auf den ersten Blick. Sligo sieht ziemlich cool aus. Es wird von einem mächtigen Tafelberg dominiert und das rockt. In unmittelbarer Nähe finden sich dazu noch einige ziemlich attraktive Ausflugsziele und auch wenn der Ort selbst nicht so der Kracher ist, einen Stopp ist er auf jeden Fall wert.
In aller Regel bleiben Besucher nicht in Sligo sondern wenden sich gleich nach Strandhill. Das ist so eine Art Vorort und bietet dem staunenden Besucher vor allem Eines: perfekte Surfwellen.
Strandhill
Ich weiß, dass dies nicht unbedingt naheliegend ist und uns normalsterblichen Wattwanderern und Frostbeulen auch eher suspekt vorkommen muss, aber Westirland gilt unter Robben und Neoprenanzugbesitzern als eines der besten Surfgebiete überhaupt. Wellentechnisch kann ich dem nichts entgegensetzen aber was die Kälte angeht und so … ich sag es mal mit den Worten meiner Großmutter: Jeder wird nach seiner eigenen Fasson selig und surfen gehe ich ganz persönlich lieber in Mexiko. Da sind die Wellen nämlich nicht nur nass sondern auch schön warm!
Ansonsten ist der Ort allerdings sehr schön. Strandhill liegt auf einer kleinen Halbinsel, die mehr oder weniger nur aus einem Tafelberg mit ein paar Stränden ringsherum besteht. Auf dessen Rückseite (von Strandhill aus gesehen) findet sich mit Carrowmore Megalithic Cemetery eine der bedeutenderen megalithischen Fundstellen Irlands.
Die “Ausgrabung” ist zwar nicht sehr beeindruckend aber immerhin ganz putzig. Außerdem hat man eine tolle Aussicht von da, insgesamt würde ich sie also empfehlen. Ich war insgesamt dreimal in Carrowmore und jedes Mal hatte es Rotzwetter (obwohl in Strandhill 20 Minuten vorher noch die Sonne schien). Das kann kein Zufall sein, der Ort ist eindeutig also verflucht und ihr solltet demzufolge eine Regenjacke mitnehmen.
Carrowkeel
Unweit Sligos gibt es übrigens auch noch Carrowkeel und das hat mir ausgesprochen gut gefallen. Der Grund dafür ist ganz einfach; in Carrowkeel gibt es zwar ein paar voll intakte Ganggräber, aber niemanden, der erst die Hand aufhält und euch dann sagt, ihr dürft da nicht rein.
So war es jedenfalls, als ich das letzte Mal da war und das ist was Besonderes. Ich habe die Gelegenheit auch gleich beim Schopfe ergriffen und bin tapfer den Gang entlang in die eigentliche Grabkammer gerobbt. Das ist so ziemlich der einzige Weg, dahin zu kommen. Das Ganze ist also nichts für Klaustrophobiker.
Eine letzte Sache noch; Sligo war auch zweite Heimat und letzter Ruheort für den großen irischen Dramatiker William Butler Yeats. Sein Grab findet ihr in Drumcliffe und für einen kurzen Besuch solltet ihr euch die Zeit nehmen.
Nach Donegal
Von Sligo aus halten wir uns nun wieder nördlich. Die Reise geht nach Donegal. Auf dem Weg dahin machen wir allerdings noch einen kleinen Abstecher nach Glencar. Das ist ein kleiner “Bergsee” mit angeschlossenem Wasserfall. Den muss man vielleicht nicht mitnehmen, aber ich finde Bergseen magisch und dementsprechend immer eine Reise Wert.
Auf dem Weg nach Donegal liegt übrigens auch Ballyshannon. Da mag es nicht wirklich viel zu sehen geben, allerdings hat der Namen einen guten Klang bei Rory Galagher Fans. Die treffen sich dort einmal im Jahr zum Rory Gallagher Festival und dem Vernehmen nach, lassen sie es dort jedes Jahr ordentlich krachen.
Die Strecke von Sligo nach Donegal ist eine gut ausgebaute N-Straße und entsprechend schnell überwunden. In Donegal selber legen wir wieder eine kurze Rast ein. Die heimliche Hauptstadt des gleichnamigen Counties ist durchaus einen kurzen Besuch wert und sei es nur, um sich den tollen Friedhof im Stadtzentrum anzusehen. Er liegt direkt an einer Art Fjord und sieht einfach sexy aus.
Darüber hinaus hat Donegal ein interessantes Stadtzentrum und ein niedliches kleines Schloss zu bieten. Insgesamt muss man aber sagen – und das ist nur meine ganz persönliche Meinung – liegt hier der Hund begraben. Übertrieben lange würde ich also nicht verweilen.
Glencolumbkille
Von Donegal aus nähern wir uns mit großen Schritten dem nächsten Etappenziel und einem meiner allerliebsten Plätze in ganz Irland; Glencolumbkille bzw. Glencolmcille oder Gleann Cholm Cille wie es eigentlich ganz korrekt heißt. Hier – und das sage ich jetzt einfach mal so – liegt so derartig der Hund begraben, dass der sprichwörtliche Bär nicht nur nicht steppt sondern frustriert ausgewandert ist, wenn ihr wisst, was ich meine. Es ist toll.
Glencolumbkille ist Irland pur und hier gibt es absolut überhaupt gar nichts zu sehen, außer westirischer Landschaft satt und einer beknackten Herbergsmutter. Letztere, Crazy Mary, betreibt die lokale Jugendherberge und heißt wirklich so. Sie ist ein echtes Goldstück und allein schon wegen ihr sollte man den weiten und beschwerlichen Weg vom Arsch der Welt (wenn man Killybegs knapp 30 Kilometer vor Glencolumbkille denn so nennen will) auf sich nehmen.
Glencolumbkille an sich kann man nicht wirklich beschreiben. Man muss es gesehen haben. Wenn ihr den Abstecher hierher macht, nehmt euch unbedingt genug Zeit mit, wenigstens eine Nacht zu verbringen. Es ist ein ganz besonderer Ort und wenn ihr erstmal da wart, wisst ihr was ich meine. Ob man an den Klippen langläuft oder sich am Strand ausstreckt, ist dabei völlig gleich. Hier kann man wirklich und wahrhaftig die Seele baumeln lassen.
Was ich ganz vergessen habe zu erwähnen ist, dass am Weg nach Glencolumbkille auch die angeblich höchsten Klippen Europas liegen. Das zumindest behaupteten seinerzeit die von uns befragten Einheimischen. Meinen Informationen nach ist das Unfug. Slieve League sind die zweithöchsten Klippen Irlands (nach den Cliffs of Moher) und gerade mal die sechst höchsten in Europa. Man darf halt nicht alles glauben, was man so hört.
Ich sage es wirklich ungern, aber es hat ganz den Anschein, als wenn ich diesmal wieder nicht fertig werde. Das Problem ist halt, dass es mir der Norden und Nordwesten wirklich angetan hat und es da richtig dolle viel zu sehen und bestaunen gibt. Wir vertagen uns also erneut.