Hin und wieder werde ich um Rat gebeten, wenn es um die Planung einer kleinen Rundreise durch Irland geht und irgendwie macht das ja auch Sinn. Ich bin in mancher Hinsicht ja ein Auskenner, was die Grüne Insel angeht. So will ich also etwas aus dem Nähkästchen plaudern und ein paar meiner Favoriten kurz vorstellen.
Ich möchte vorab darauf hinweisen, dass ich ausgesprochen voreingenommen und ausdrücklich NICHT objektiv bin, wenn es um die Wahl meiner Ziele geht. So wird Cork bei mir nie einen Fuß auf die Erde bekommen. Da könnte auf den Straßen Corks der berühmte Bär steppen und sie Nektar und Ambrosia in güldenen Kelchen gereicht von vestalischen Schleiertänzerinnen kredenzen; keine Chance. Ich habe a) eine Bärenphobie und was Nektar und Ambrosia angeht gilt b) was heißt, ich stehe ganz in der Tradition meiner alten Heimat, wo Volkes Mund sagt: Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht und das gilt ganz besonders, wenn es von einer Holden serviert wird, die denkt es sei eine gute Idee bei diesem Sauwetter im Leibchen herumzulaufen. Soviel zu Cork also.
Wo ich schon mal nicht hinfahren würde
Mit Galway bin auch nie richtig warm geworden. Es heißt, Galway sei früher eine der angesagtesten Partyzentralen Europas gewesen. Ich weiß nicht, ich konnte der Stadt nicht viel abgewinnen. Ich kenne viele, die Galway gern mögen. Für mich ist es in der Hauptsache eine Stadt und davon habe ich daheim in Dublin genug. Wenn ihr in die Gegend fahrt, dann lieber auf die Aran Islands und/oder Connemara. Letzteres mag zwar auch etwas touristisch sein, aber es ist wunderwunderschön. So viel muss ich denen geben.
Noch vor wenigen Jahren wären die Cliffs of Moher Teil dieser Rundreise gewesen. In Anbetracht der aktuellen Situation – ich habe mich darüber ja schon ausgiebig ausgelassen – fallen die Cliffs genauso heraus wie das ehemals ganz liebreizende Doolin. Nicht nur würde ich dort nicht hinfahren, ich würde sogar empfehlen, es ganz weit zu umfahren. Strafe muss sein!
Dingle – so gar nicht geheim
Dingle ist von der Sache her natürlich gar nicht so schlecht und irgendwie auch ganz süß, nur würde ich das nicht unbedingt als Geheimtipp bezeichnen. Im Prinzip gefällt mir Dingle allerdings. Die gesamte lokale Ökonomie scheint auf der Präsenz eines offensichtlich verhaltensgestörten und mittlerweile recht betagten Delfins zu basieren. Das ist so beknackt, dass ich es schon wieder gut finde.
Fungi – so heißt der Tümmler – tauchte 1984 plötzlich in der Bucht von Dingle auf und entwickelte sich zur Touristenattraktion. Nun ist Fungi (Pilz oder auch Eukaryote) sicher ein selten dämlicher Name für ein Säugetier, aber das würde mich noch nicht abhalten. Dafür kann er ja (wahrscheinlich) nichts. In Deutschland gab es irgendwann mal einen Rechtsstreit, wo es darum ging um Eltern ihren Erstgeborenen Pumuckl nennen dürfen. Ich persönlich hätte denen das Sorgerecht entzogen, und nicht nur die Namensgebung unterbunden, aber was gilt der Prophet schon im eigenen Land.
Nein, was mich stört an dem Delfin ist, dass Tümmler im Allgemeinen ausgesprochen soziale Zeitgenossen sind. Wenn ein Delfin von der Gruppe verstoßen wird, muss er wohl was ziemlich übles ausgefressen haben. Und selbst wenn er ursprünglich noch einigermaßen klar war; nach 24 Jahren Einzelhaft in der Bucht von Dingle muss das Tier doch mittlerweise ‘ne Meise haben. Ich traue diesem Pilz nicht. Delfine haben mindestens so viele Zähne wie ein Hai und einen solchen würde ich auch nicht betatschen. Dingle ist OK, Fungi dagegen können die sich hochkant auf die Platte nageln. Nicht für mich!
Ring of Kerry – auch nicht so meins
Der Ring of Kerry ist noch so ein Beispiel. Schön ist er, aber a) kein Geheimtipp und b) völlig überlaufen in der Saison. Hinzufügen würde ich dem noch ein c). Und das wäre, dass der berühmte Ring of Kerry lange nicht so spektakulär ist, wie zum Beispiel ich das erwartet hatte. Er ist schön, doch ich kenne schönere Ecken.
Meine ganz persönliche Theorie zu dem Thema ist, dass die Iren allen erzählen, wie supi dupi der Ring of Kerry ist, damit sie in den allerschönsten und allerurigsten Ecken schön unter sich sind und in Ruhe tratschen und genießen können. Und was halte ich davon?
Bei uns Englischsprachigen würde man es wohl mit diesen schönen Worten sagen: Can’t fecking blame them. Insgesamt bin ich also dafür, das Gros der Touris nach Kerry zu schicken, auf meiner ultimativen Liste Irlandrundreise für Fortgeschrittene würde es aber fehlen (und tut es hiermit auch).
Der Süden
Wo wir schon mal im äußersten Südwesten sind. Da gibt es natürlich noch die Beara-Halbinsel. Nun muss ich zu meiner großen Schande gestehen, dass ich es da ewig nicht hingeschafft habe. Von Dublin aus ist das ein ziemlicher Ritt und das Wetter war lange auch nicht auf meiner Seite. Nachdem ich es dann schließlich doch geschafft habe, kann ich berichten, dass Beara toll ist, das Wetter lausig war und am Ende des Tages Beara zwar schön ist, aber aus meiner sehr persönlich Sicht, nicht so besonders. Wenn man in der Gegend ist, sollte man es mitnehmen. Extra hinfahren würde ich da nicht noch einmal.
Gut, damit hätten wir die Beara-Halbinsel auch abgehandelt. Kommen wir zur irischen Riviera. Das Gebiet zwischen Youghal und Waterford schmückt sich mit diesem insgesamt doch leicht irreführenden Namen. Die Gegend ist schön und hat tolle Strände. Es gibt jede Menge lustige Sachen, die man dort machen kann; reiten, wandern, fischen, manchmal Wale gucken.
Wer von der irischen Riviera sommerliche Temperaturen, Sonne satt und laue Abende im purpurnen Licht der untergehenden Sonne erwartet, der wird eventuell allerdings umdisponieren müssen. Das Wetter dort mag besser sein als im Rest Irlands, das heißt aber nicht viel. Unter den Blinden ist der Einäugige halt König.
Kilkenny
Gut, was bleibt dann noch zu sagen zum Teil südlich des irischen Äquators? Kilkenny vielleicht. Das hat in Deutschland einen guten Klang wegen des gleichnamigen Biers und das in diesem Fall sogar zu Recht. Nun gibt es das in Deutschland vertriebene Kilkenny in dieser Form hier nicht. Was hier Kilkenny heißt, ist am ehesten noch zu vergleichen mit Smithwicks. Das ist ein sogenanntes Ale und somit Geschmacksache. Ale sieht aus wie Altbier und wenn ich mich recht entsinne schmeckt es auch so. Ale kommt in der Regel nicht besonders kalt und vor allem ohne Kohlensäure daher. Es schmeckt also ein wenig wie abgestandenes Lager, so gesehen trifft die Bezeichnung “Alt” sogar.
Das hat nun natürlich nichts mit der Stadt Kilkenny zu tun. Die ist in der Tat sehr schön. Die in weiten Teilen erhaltene Altstadt ist zum Teil mittelalterlich, der Rest stammt aus dem 16./17. Jahrhundert Tudor Style. Sie ist recht ansehnlich und gleich daneben findet sich das ganz bezaubernde Stadtschloss Kilkenny Castle. Da sollte man auf jeden Fall in den (finanziell) sauren Apfel beißen und sich eine Rundtour gönnen. Schloss und angeschlossener Park sind ein Muss für jeden Kilkenny Besucher.
Die Stadt ist in mancher Hinsicht ein perfektes Ausflugsziel für das Wochenende. Sie ist schön und es geht im Allgemeinen auch recht lustig zu. Zudem findet sich in unmittelbarer Nähe mit dem Rock of Cashels eine weitere Attraktion, die man sich durchaus geben kann. Die sagenumwobene Feste auf einem kleinen Hügel spielte eine wichtige Rolle in der irischen Geschichte und ist obendrauf auch noch richtig ansehnlich. Einen kurzen Stopp dort würde ich also empfehlen, wenn man ohnehin in der Gegend ist.
Blarney Castle
Ein weiteres Highlight im Süden der Republik und in mancher Hinsicht mein Favorit ist Blarney Castle nahe Cork. Die Burg selber ist schon einen Besuch wert, viel wichtiger ist aber der sogenannte Blarney Stein. Der Legende nach verleiht er einem die hohe Gabe der Eloquenz, macht selbst aus einem norddeutschen Bauern (die gelten als besonders wortkarg) eine Labertasche vor dem Herrn; quasi jedenfalls.
Jedes Jahr pilgern etwa 300.00 Besucher hierher und liebkosen den Stein. Ich würde tippen, dass sich der Erfolg bei den meisten in Grenzen hält. Wie es ausschaut, ist, was dort als der berühmte Blarney Stone ausgewiesen wird, nämlich nicht der Richtige. Das zumindest sagen einige ganz schlaue Archäologen.
Man muss dazu wissen, dass der Blarney Stone nicht irgendein beliebiger Brocken ist, dem man irgendwelche Zauberkräfte zuspricht. Der Legende nach hat er einst dem biblischen Jakob als Kopfkissen gedient. Manche sagen gar, es sei der Stein an den Moses auf Geheiß Gottes seinen Stab schlug und siehe da ein frischer Quell sprudelte.
Mit solchen Referenzen kann eigentlich nichts schief gehen, außer dass eben doch was schief gehen kann. Leider ist nicht mehr völlig klar, welches eigentlich der richtige Stein ist.
Dieser Tage wird man zu einem Stein unterhalb des Wehrgangs an der Außenmauer geführt. Der wahre Blarney Stein – Blarney steht heutzutage übrigens sprichwörtlich für schmeicheln oder auch flunkern – ist wahrscheinlich der in der oberen Brustwehr. Das ist immer noch besser als Variante drei, die da sagt er sei unterhalb der Brüstung eingefügt. Um den zu küssen, müsste man sich von jemandem an den Knöcheln über die Brüstung halten lassen. In Anbetracht der Tatsache, dass ich nicht schwindelfrei bin, glaube ich es einfach mal nicht.
Viel habt ihr bisher nicht gelernt oder?
Warum nun empfehle ich nun von all den Schönheiten im Süden der Insel ausgerechnet einen blöden Stein von dem noch nicht einmal sicher ist, ob sich um den echten handelt? Vielleicht liegt es daran, dass ich selber ein klitzekleines Labertäschchen bin und der ganzen Sache allein schon von diesem Standpunkt her etwas abgewinnen kann. Ich bitte daher um Nachsicht.
Womit wir auch schon zum Ende von Teil 1 kommen. Viel gereist sind wir bisher nicht wie ich offen zugeben, doch das wird sich ändern. Ich bin von Hause aus nämlich ein Muschelschubser, sprich ich stamme aus dem Norden der deutschen Republik. Dass für uns alles südlich von – ich bin mal großzügig heute – Hannover liegt, Dunkeldeutschland ist. Da trauen wir uns nur in Ausnahmefällen mal hin. Und wenn, dann nicht ohne Taschenlampe. Das weiß jeder.
Diese Mentalität, dem Süden zu misstrauen und möglichst erfolgreich fern zu bleiben, vermochte ich nie ganz abzulegen und entsprechend selten treibt es mich in den Süden Irlands. Im nächsten Teil geht es also ins richtige Irland. Je weiter nordwestlich man kommt, desto schöner ist Irland. Das ist jedenfalls mein ganz persönlich Meinung.
Was ich jetzt noch überlege ist, ob dieser Artikel in die Rubrik nützliche Informationen gehört. Irgendwie schon oder? Ich hoffe, ich kriege jetzt nicht wieder böse Briefe, weil ich irgendwas vergessen oder schlecht gemacht habe. The devil made me do it. I swear!
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