Haus in der Windmill Lane in Dublin

Mieten in Irland auf neuem Allzeithoch

König Patsy und SeamusVeröffentlicht von

Die Mieten in Irland haben ein neues Allzeithoch erreicht. Im Schnitt liegt die durchschnittliche Miete in Irland mittlerweile bei 1400€. Klingt nicht so schlimm? Das ist die Durchschnittsmiete für GANZ Irland. Der gemeine Dubliner zahlt deutlich mehr.

Die irische Vermittlungsplattform daft.ie – de facto DIE Anlaufstelle für die Wohnungssuche – veröffentlicht in regelmäßigen Abständen so eine Art Mietenspiegel. Da quasi das gesamte Neugeschäft über die Plattform geht, wissen sie es wirklich am besten. Die Zahlen sind erschreckend. Die Mieten sind nicht nur schon wieder gestiegen, sie sind auf einem Allzeithoch und das ist keine gute Nachrichten für Nicht-Hausbesitzer.

In Dublin haben sich die Mieten seit 2010 im Schnitt verdoppelt! Die Durchschnittsmiete liegt demnach zwischen 1937 Euro im Norden bis 2224 Euro im Süden. Am schlimmsten hat es dabei Dublin 8 (also die Gegend um Portobello, Merchant Quay und South Circular Road) getroffen. In den letzten 10 Jahren ging es mit den Mieten um satte 125% nach oben. Und billig war die Ecke auch vorher nicht.

 

Auf Platz zwei im Städteranking folgt wenig überraschend Cork mit einer durchschnittlichen Miete von 1372€. Allein der Abstand zwischen Platz 1 und 2 zeigt aber, wie dramatisch die Situation in Dublin ist.

Mittlerweile hat sich die Teuerungsrate in Dublin im Schnitt zwar etwas beruhigt, das liegt aber vor allem am unglaublich hohen Niveau der Mieten. So stiegen die Mieten dort „nur noch“ um 3.9%. In Cork waren es immerhin 5.5%.

Forscher gehen davon aus, dass die Mieten schlicht nicht viel weiter steigen können. Sie haben ein kritisches Niveau erreicht. Viel schlimmer ist, dass nicht zu erwarten steht, dass die Mieten in absehbarer Zeit wieder fallen werden. Es wird schlicht nicht ausreichend gebaut.

Das hat mittlerweile ernsthafte Auswirkungen auch auf die Attraktivität von zum Beispiel Dublin. Eigentlich gilt die irische Hauptstadt als einer der attraktivsten Metropolen der Welt und liegt da auch weit vor zum Beispiel London, Edinburgh oder Belfast.

 

In einem aktuellen Ranking der Expat Community (also quasi Leute die im Ausland leben) landete Dublin 2019 auf dem letzten Platz von 82 untersuchten Städten beim Thema Unterkunft. Bei Dublin sagen immerhin 86% der Befragten, dass sie keinen geeigneten Wohnraum zu einem akzeptablen Preis finden konnten. Der globale Schnitt ist 32%.

In einer Stadt, die traditionell Heerscharen von Muttersprachlern aus ganz Europa beschäftigt, wird das mittlerweile zum Problem. Die Bottom 3 (also die schlimmsten Orte für Wohnungssuche) werden übrigens abgerundet von San Francisco und München. Berlin – früher ein Paradies in der Hinsicht – landet auf einem erschreckend schlechten 68. Platz und liegt damit noch hinter London! Quelle: Irish Times

Vergleichweise günstig wohnt man übrigens in Leitrim (616€), Donegal (671€) und Longford (722€). Das nützt nur nicht viel, wenn die Arbeit in den großen Zentren wie Dublin und Cork ist.

Eine Frage, die sich nicht nur in Dublin stellt ist, was man dagegen unternehmen kann. Da sieht es leider eher nicht so rosig aus. Die Politik tut sich vorsichtig gesprochen: schwer. Um die explodierenden Mieten unter Kontrolle zu bekommen, wurden so genannte Rent Pressure Zones (RPZ) eingeführt. Dort wurden die Mieterhöhungen per Gesetz auf 4% begrenzt. Diese Zonen waren aber ohnehin am oberen Ende des Spektrums. Das hilft also nur bedingt, zumal die Vermieter heftig jammern deswegen. Ist ja klar.

Selbige sind sich nämlich keiner Schuld bewusst. Ganz im Gegenteil, wenn man in die Foren schaut, beklagen die sich, dass sie mit dem Vermieten eigentlich noch Geld verlieren, da sie die Häuser halt für Fantasiepreise gekauft haben und die Miete weniger einbringt als sie an die Bank zahlen. Da rollen einem Mieter ganz sicher die Tränen.

Fakt ist aber auch, dass der Staat recht kräftig hinlangt. Die Steuer auf Mieteinnahmen liegt im Schnitt bei über 50%. Das ist schon eine recht toxische Kombination. Im Prinzip müsste die Regierung steuernd eingreifen und massenhaft Wohnung bauen (passiert nicht), alternativ könnte die Regierung es attraktiver machen, Wohnungen zu vermieten. Das ist allerdings ein schwieriges Unterfangen. Man will sich ja auch nicht dem Vorwurf aussetzen, den Slumlords noch Geld in den Rachen zu werfen. Das Thema ist in Irland hochsensibel und das nicht zu Unrecht.

Der Ruf der „Developer“ ist nicht erst seit der Krise 2009 schlecht. Besonders im Zuge der Krise ist die Branche im Ansehen der gemeinen Bevölkerung allerdings ins Bodenlose gestürzt. Es gibt glaube ich kein offizielles Ranking, aber ich denke, dass schmarotzende Flugratten ein höheres Ansehen genießen. Und so was kommt nicht ganz von ungefähr. Gerade die großen Fische haben im Zuge der Krise halt auch den Vogel abgeschossen, als sie offiziell pleite waren und von der Regierung (sprich dem Steuerzahler) gerettet werden mussten, aber gleichzeitig mit dem Hubschrauber zum Golfspielen flogen. Das kommt nicht gut an.

Es gibt natürlich aber auch die andere Seite der Medaille; Leute die sich ein Haus gekauft haben, um damit vielleicht ihre Rente zu sichern. Es heißt, dass viele (kleine) Vermieter aufgeben müssen, weil sie mittlerweile die Raten nicht mehr tragen können. Wenn die aufgeben müssen, verschärft sich die Situation aber nochmal zusätzlich. Entweder ziehen sie selber wieder ein und der Wohnraum ist weg oder aber sie verkaufen.

Wenn das dann den größeren Spielern dann Tür und Tor öffnet, vielen Dank. Die haben bekanntlich noch weniger Skrupel und vermutlich auch keine Probleme mit der Steuer.

Die Dummen sind auf jeden Fall die Mieter. In Irland sind sie sogar die ganz besonders Dummen, da Verträge in aller Regel auf 12 Monate geschlossen werden und nach Ablauf der Frist neu verhandelt. Wenn die Mieten in Irland ein neues Allzeithoch erreicht haben, betrifft das also durchaus alle. Dass in Deutschland sehr verbreitete Model des „alten Mietvertrages“ mit Konditionen aus der Gründerzeit gibt es hier also kaum.

Lösung? Ich hab keine.

 

 

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