Es gibt sicherlich verschiedene Wege, ein Land zu bereisen. Manche Menschen kaufen sich einen Reiseführer und klappern all das ab, was der Verfasser dieses Büchlein für gut und sehenswert hält. Fair enough. Manche dagegen lassen sich lieber inspirieren und entdecken den Rest ganz für sich allein. Beknackte Nüsse wie ich schließlich, fahren einfach drauf los und schauen was wird.
Für die meisten Menschen mit gesundem Menschenverstand ist diese letzte Variante inakzeptabel und sie haben Recht damit. Ins buchstäblich kalte Wasser zu springen, vielleicht noch nicht einmal zu wissen, wie tief es an der Stelle ist, kann und sollte man niemanden ruhigen Gewissens empfehlen. OK jemanden den man nun so gar nicht leiden kann vielleicht schon, aber ich mag ja eigentlich die meisten Menschen und ganz besonders diejenigen, die sich auf diese WebSite verirrt haben und all dieses tolle Feedback verbreiten. Allerherzlichsten Dank für die vielen Emails, bei dieser Gelegenheit und ich versuche sie zu beantworten so gut ich kann.
Leute, die im Urlaub Reiseführer bevorzugen, holen sich am Besten Rat bei ihrem lokalen Buchhändler. Da kenne ich mich nicht besonders gut aus, kann also nicht weiterhelfen. Für Leute, die sich inspirieren lassen wollen, habe ich mich mal umgesehen und zusammen gestellt, was ich denn so empfehlen würde.
Meine Top 10 habe ich hier aufgelistet und nein, es ist kein Fehler, dass ausgerechnet ein Reiseführer an erster Stelle steht.
Michael Müller Verlag – Irland
Der Verlag gilt unter Kennern – und das völlig zu Recht – als eine Art Oase in der Wüste. Die Bücher laufen zwar unter der Rubrik “Reiseführer” allerdings führen sie weniger, als dass sie den Leser versuchen zu inspirieren.
Michael Müller Irland Der Irland Führer von Ralph-Raymond Braun ist ein würdiges Mitglied der Reihe aus dem Michael Müller Verlag. Der Autor geht im wahrsten Sinne des Wortes auf eine Entdeckungsreise. Was ist dran an den Geschichten über die grüne Insel? Gibt es wirklich in jedem Dorf ein Pub?, Ist das irische Essen wirklich so grausam? und Wie steht es mit den legendären und oft beschworenen, irischen Kneipenphilosophen?
Zusammen mit dem Autoren streift der Leser durch die Lande, bewundert herrlich Landschaften, erkundet düstere Hinterhöfe und trifft sonnige Gemüter. Die Lektüre will aber nicht nur unterhalten, mit Brauns Büchlein in der Hand kann der Irland-Anfänger sich manches Ungemach ersparen.
Testurteil: Ein Muss
Preis: 26,90 Euro
Direkt beim Verlag und versandkostenfrei bestellen!
In the Middle of Nowhere
Mein Abenteuer in der irischen Provinz
Lawrence Donegan
Ein ehemaliger Musiker und eigentlich recht erfolgreicher Journalist beim enlischen Guardian beschließt, dass er die Nase voll hat vom Stadtleben. Er beschließt, es einmal in der irischen Provinz zu versuchen. Er mietet ein altes Cottage, packt sein Auto voll und los geht die Reise.
Lawrence Donegan’s autobiographischer Roman ist die Geschichte eines Städters auf dem Lande. Wieviel davon erfunden ist, bleibt sein Geheimnis, ich persönlich glaube ihm jedes Wort. Der Mann hat in Irland gelebt. Er beschreibt die irische Seele und das herrlich chaotische Leben eines Junggesellen auf dem Lande. Dass er zudem noch Engländer ist, macht die Sache nur noch komischer. Ich habe bei der Lektüre des Buches Tränen gelacht und ganz ehrlich, es ist eines der schönsten Bücher, das ich jemals über die Grüne Insel gelesen habe.
Testurteil: Zwerchfell-Killer
Mit dem Kühlschrank durch Irland
Tony Hawks
“Mit dem Kühlschrank durch Irland” ist eines dieser Bücher, wie sie wohl nur Briten schreiben können. Man stelle sich vor, eines schönen Morgens wacht man schwer verkatert auf und findet einen Zettel auf seinem Nachttisch, auf dem steht: Ich wette, dass es nicht möglich ist, innerhalb von vier Wochen mit einem Kühlschrank im Gepäck einmal um Irland zu trampen.
Die meisten Menschen würden den Zettel nehmen, sich versuchen zu erinnern, was den Abend vorher wohl so vorgefallen ist und ihn einfach wegschmeißen. Wie gesagt die meisten Menschen – nicht so Tony Hawks. Er nimmt die Wette an – es geht um stolze 100 Pfund Sterling – und macht sich auf den Weg.
Auch dies ist eine wahre Geschichte und es ist wohl unnötig zu erwähnen, wie sie ausgeht. Iren sind absolut schwachsinnigen Ideen gegenüber ausgesprochen aufgeschlossen und die Geschichte wird schnell zu einem Selbstläufer.
Die Abenteuer von Tony verraten viel über Irland und seine vielleicht etwas skurilen, sicher aber absolut liebenswerten Menschen. Ich habe auf fast jeder einzelnen Seite mit dem Kopf genickt, ja so sind sie gesagt und Tränen gelacht. Es ist das vielleicht authentischste Buch über das Irland von Heute.
Testurteil: Liebenswert und zum Schreien komisch
Durst und andere dringende Dinge
von Flan O’Brien
Flan O’Brien gilt als einer der bedeutendsten irischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts und das habe ich nicht irgendwo gelesen, sondern mir selber ausgedacht. Seine Werke sind wundervolle Momentaufnahmen aus Irland.
Der ehemalige Kolumnist der Irish Times erzählt wunderschön absurde Geschichten, philosophiert und kontempliert. O’Briens Leidenschaft für ein gutes Pint ist legendär und reflektiert sich auch in seinem Werk. In diesem Falle ist der Titel Programm. Wer in Dublin weilt und auf seinen Spuren wandeln will, begibt sich übrigens in die Palace Bar. Da sitzt es sich nachwievor gemütlich, auch wenn die Redaktion der Times ihr Hauptquartier mittlerweile in einem normalen Büro aufgeschlagen hat.
Da es praktisch unmöglich ist, nur einen Titel im Zusammenhang mit seinem Œuvre zu nennen, habe ich mir einfach zwei Favouriten herausgegriffen.
Da wäre zunächst einmal natürlich besagtes:
Durst und andere dringende Dinge
O’Briens vielleicht bekanntestes Werk ist:
Der dritte Polizist
Mein Geheimtip der damit und ganz offiziell so geheim gar nicht mehr ist: Harry Rowohlt liest Flan O’Brien:
Das Hörbuch zu Durst ist ein echtes Schmackerl. Wenn es überhaupt so etwas wie eine deutsche Stimme Irlands gibt, ist es nämlich Harry Rowohlt, der auf besagter CD Texte aus Durst und andere dringende Dinge liest. Wer Rowohlt kennt wird mir zustimmen, diese CD muss man einfach empfehlen.
Gebrauchsanweisung für Irland
Auf eine Leserempfehlung geht folgender Tip zurück:
Petra schreibt dazu: Der Autor lebt in Irland, und ist Korrespondent für die TAZ. Die in dem Bändchen gesammelten Glossen sind zum größtenteil sarkastisch aber mit ziemlich großem Wahrheitsgehalt.
Ich habe mal reingeschaut und stimme Petra zu. Das Buch ist eine kleine Perle. Geschichten aus dem Leben und allerlei Wissenswertes, geschrieben in einem humorigen Stil und immer mit einem Augenzwinkern. So mögen wir es.